PR-Agenturen im Web 2.0 und ihre Fehler

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Web 2.0 sollte mittlerweile jeder kennen und wissen was sich hinter diesem Begriff verbürgt. Aber ich mach immer wieder die Erfahrung, dass Freunde, Kollegen, Firmen und PR-Agenturen das alles nicht wissen, auch wenn diese tagtäglich einige Web 2.0 Websites im Netz nutzen. Für die meisten ist das eine Website wie jede andere. Egal ob Blog, Wikipedia oder Studi.vz.
Gerade für PR-Agenturen und Firmen lohnt sich der Einstieg ins Web 2.0. Direkte Kommunikation zum Konsumenten, Messbarkeit, etc. sind nur einige Beispiele. Aber die meisten haben Angst. Angst vor negativen Reaktionen, vor Fehlern oder sonstigen Gefahren. Aus diesen Gründen nehmen z.B. die PR-Agenturen kaum Web 2.0 Maßnahmen in ihr Sortiment auf. Einige Agenturen geben diese Angst an ihre Kunden weiter und warnen vor der Teilnahme. Für mich alles unbegründet. Es gibt sogar einige Agenturen die Blogs & Co. in ihren Konzepten anbieten, ohne zu wissen was das überhaupt ist.

Damit das nicht so passieren muss, hat Eric Haas bei Readers Edition „Die „sieben Todsünden“ der PR-Agenturen im Web 2.0“ aufgezählt und gibt den PR-Agenturen dadurch einige Tipps & Tricks, um im Web 2.0 zu überleben ;) :

Um auf diesem entscheidenden Weg eine Hilfe zu bieten, hier eine kurze Übersicht der „sieben Todsünden“ der PR-Agenturen im Web 2.0:

  1. Arroganz
    Solange PR-Agenturen meinen, sie hätten das Web 2.0 „im Griff“ und könnten es beherrschen, werden sie meist schmerzlich eines Besseren belehrt. Beispiele hierfür gibt es schon genügend, wie Microsoft, Sony, Kryptonite u. a. zeigen. Umsichtigkeit, Respekt und fundierte Kenntnis subtiler Tendenzen im Web 2.0 sind die Voraussetzung für einen erfolgreichen Start und eine erfolgreiche Etablierung der Aktivitäten. Außerdem unterliegt das Web 2.0 eigenen Gesetzen, die von Agenturen nur äußerst gering vorausgeahnt und noch geringer beeinflusst werden können.
    Erfahrung kann man nicht in zwei Monaten antrainieren – man muss sie hart und langfristig erarbeiten oder (viel besser!) bei denjenigen einkaufen, die sich damit auskennen (Stichwort: „Alpha-User“).
    Übrigens: Das Web 2.0 und seine User sind nicht dumm (wie viele Agenturen meinen), sondern haben umgekehrt viele Agenturen schon längst an Wissen und Ideenreichtum überflügelt.
  2. Ungeduld
    PR-Agenturen wollen so schnell wie möglich die Ergebnisse oder den Erfolg ihrer Kampagnen erfahren – aus herkömmlichen Werbemaßnahmen kennen sie dies und bekommen die relevanten Informationen auch meist umgehend (TV-Einschaltquoten direkt am nächsten Tag etc.). Das Web 2.0 dagegen hat Geduld und nimmt sich diese (je nach Umstand) auch – dem müssen sich auch Agenturen unterwerfen (können), denn das Web 2.0 bestimmt die Geschwindigkeit – nicht die Agentur. So kann es durchaus sein, dass ein möglicher Erfolg einer Web 2.0-Aktion erst Wochen oder Monate später als solcher zu erkennen ist.
  3. Messbarkeits-Sucht
    Den Erfolg einer, von einer Agentur entwickelten und ausgeführten Aktion wollen (oder müssen?) sie aus einem inneren Drang heraus stets messen (können) – schließlich wird das auch nach wie vor gelehrt und ist Bestandteil Ihrer Dienstleistung. Doch diese bisherige Messbarkeit ist im Web 2.0 nicht mehr oder nurmehr marginal möglich. Es ist zwar möglich festzustellen, ob ein User von einer Website kommt, aber es ist schon lange nicht mehr (verlässlich) nachweisbar. Gerade die temporär versetzten und langfristigen User-(Re-)aktionen sind nicht mehr „trackbar“ – wer etwas anderes behauptet, kennt das Web 2.0 nicht.
  4. Trägheit
    Zu oft werden Schablonen-Konzepte aus alternativen Medien in das Web 2.0 übertragen – ganz nach dem Motto: “
    …was dort funktioniert hat, funktioniert auch im Web 2.0“. Dieser Versuch scheitert viel zu oft kläglich – wie zahlreiche Beispiel (siehe unter 1) zeigen. Das Web 2.0 ist erheblich sensibler und offenbart jeden noch so kleinen Fehler umgehend. Neue Konzepte, neue Blickwinkel und vor allem (!) neue Ideen sind gefragt – weit ab von allem Bisherigen…
  5. Habgier
    Viele Agenturen wollen sich in dieser entscheidenden Umbruchphase dem Klienten gegenüber als besonders modern und Web 2.0-erfahren präsentieren, obwohl ihre Mitarbeiter (im Ernstfall sogar nur ein einzelner) gerade mal die Erfahrung von ein paar Rezensionen bei Amazon oder ein paar Beiträgen bei WebNews oder Mister-Wong besitzen. Das Web 2.0 aber ist viel facettenreicher und erst recht gnadenlos, wenn man vermeidbare Fehler (unwissentlich) produziert. Im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem Klienten oder dem Produkt darf bei Aussicht auf einen Werbe-Etat niemals die Komplexität und die notwendige Voraussetzung an weitgehender und langfristiger Erfahrung im Web 2.0 ignoriert werden.
  6. Angst
    Die Angst vor dem unbekannten Wesen (=dem Web 2.0-User) ist bei PR-Agenturen allgegenwärtig. Angst ist nicht schlecht, denn sie schärft die Sinne, doch wenn sie jemanden (hier: PR-Agenturen) lähmt, so dass diese ihren Klienten eher die Zurückhaltung aufgrund der möglichen Gefahren im Web 2.0 empfehlen, ist dies kontraproduktiv und nicht förderlich im Sinne des Erfolges des Klienten/Produktes. Gezielter und erfahrener (!) Umgang mit dem Web 2.0 kann schließlich sogar produktiver und effizienter als viele andere Maßnahmen genutzt werden…
  7. Zorn
    Häufig haben PR-Agenturen den Wunsch, nur bestimmte Tendenzen bzgl. möglicher Kritik über das Unternehmen und/oder des Produktes zu akzeptieren. Tritt dies nicht ein oder treten Fälle auf, die dieser „heilen Welt“ nicht entsprechen, wird alles gelöscht, was nicht dem gewünschten Bild entspricht. Ein kapitaler Fehler, denn das Web 2.0 ist mächtiger als jede noch so gut aufgestellte Agentur – Fälle wie Digg.com beweisen dies sehr eindringlich und nachhaltig.

@PR-Agenturen: Bitte umdenken und umsetzen! Danke! ;)

Via: Readers Edition