Angela Merkel – die Kanzlerin direkt am Ziel vorbei

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Angela Merkel - PodcastIch konnte es erst nicht glauben, aber es scheint zu stimmen. Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihren eigenen Video-Podcast auf www.bundeskanzlerin.de.
Im wöchentlichen Rhythmus wird dort jeden Samstag ein neues politisches Thema den Bürgerinnen und Bürgern anschaulich erklärt. Thema von Folge 1, die am 08.Juni 2006 veröffentlich wurde, war die Fußball WM (was sonst). Mit dieser Folge gab es aber auch etliche Probleme, denn mit einem solchen Ansturm auf den Podcast hat wohl keiner gerechnet. Der Podcast funktionierte nicht einwandfrei mit dem Windows Media Player und der Download dauerte zu lange (14 MB Datei in 10 Minuten). Problemlos klappte es mit dem Quicktime-Player. Allerdings auch nur ab Version 7.1. Mittlerweile gibt es den Video-Podcast auch als Videostream (RealMedia und WindowsMedia in ISDN und DSL) und als MP3. Hinzu kommt noch ein RSS-Feed. Bis heute wartet man auf eine Integration in iTunes. Aber mit Integration hat es die momentane Regierung sowieso etwas schwierig. :)
Wahrscheinlich haben es auch einige nicht glauben können, dass unsere Kanzlerin so etwas macht. Laut eigenen Angaben wurde die erste Videobotschaft am ersten Tag 55.000 Mal abgerufen und 120 Zuschriften per E-Mail an internetpost@bundeskanzlerin.de (tolle Adresse) verschickt. Bis zum vergangen Mittwoch sollen rund 120.000 Surfer Folge 1 geladen haben.
Das sie damit zu den Pionieren der politischen Video-Podcastern gehört, sollte jedem klar sein. Aber sie ist nicht die erste Politikerin, die den Kontakt zu der wählenden IT-Bevölkerung herstellen möchte. Einige Politiker haben schon ihre eigenen Blogs. Vorreiter der politischen Podcasts waren der damalige CDU-Generalsekrtär Volker Kauder, der damals sein Wahlkampf-Tagebuch zum Download anbot und auch die SPD bot damals Kommentare des damaligen Parteichefs Franz Müntefering an. Es wird aber nicht lange dauern bis andere Parteien und Politiker auch ihre Podcasts haben. Laut Bundespresseamt sei es aber nicht geplant, dass auch andere Minister einen Video-Podcast haben werden.
So schön wie dieser neue Trend auch ist, man muss aber auch schon einiges machen, damit man nicht schon nach den ersten 4 Folgen „abgestetzt“ wird. ?
Die erste Folge der Kanzlerin ist schlecht umgesetzt, emotionslos und völlig unmotivierend für ein wöchentliches Abo. Auch die aktuelle Folge konnte mich nicht begeistern. Ich bin gespannt wie sich das ganze entwickelt. Mich erinnert der Podcast irgendwie an die Tagesschau, welche auch schon als Podcast verfügbar ist.

Seit Bekanntgabe der Kosten für die ersten 4.Folgen „Angela Merkel – die Kanzlerin direkt“ wird es wohl nicht ruhig um den Podcast werden. Die ersten 4 Folgen sollen 26.000 € kosten! Was dort so teuer ist kann ich mir nicht erklären. Wenn die weiterhin so viel Geld kosten werden, dann wird das Projekt wohl eher wieder gekippt. Eigentlich müssen solche Projekte offiziell in öffentlichen Ausschreibungen vergeben werden und der billigste Anbieter (natürlich spielt da auch die Qualität eine Rolle) gewählt werden, aber in diesem Fall hat man das anders gehandhabt. Laut Bundespresseamt ist dieser Ablauf aber erst nach 4 Wochen der Fall, was auch noch gemacht werden soll. Was da wohl der Bundesrechnungshof dazu sagt ? das wird doch auch noch über Steuergelder finanziert.
Die PR-Agentur, die für die ersten 4 Folgen 26.000 € (á 6.500 €) bekommt, heißt RCC. An der auch Journalist und Merkel-Biograf Wolfgang Stock als Partner beteiligt ist. Herr Stock ist als Chefredakteur für die Gestaltung der Video-Podcasts verantwortlich.

Erste Parodien gibt es natürlich auch schon bei Ehrensenf und Spreeblick

Ich werde wohl eher bei einem Profi (wahrscheinlich Deutschlands bekanntester Video-Podcaster) bleiben: Toni Mahoni!

Wer noch mal genau wissen will wie ein Video-Podcast ensteht: French Maid TV ;) das ist dann auch was fürs Auge!

via Presse: Golem.de 1 2 / heise.de 1 2 3

Via Blogs:
Merkel podcastet
26.000 Euro Steuergeld für Angie’s Podcast

Update 20.06.2006:
Das Bundespresseamt hat wirklich Wort gehalten und eine Ausschreibung ausgeschrieben. Zur Ausschreibung

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